Viren im Oberflächenwasser
Nach der neuen EU-Trinkwasserrichtlinie muss Rohwasser auf somatische Coliphagen getestet werden. Als Rohwasser wird Wasser aus Wassergewinnungsanlagen bezeichnet, das aufbereitet oder ohne weitere Aufbereitung als Trinkwasser genutzt wird. Wird der Referenzwert im Rohwasser überschritten, muss auch das aufbereitete Wasser auf Coliphagen getestet werden.
Doch was sind eigentlich somatische Coliphagen? Allgemein gesprochen sind Bakteriophagen Viren, die Bakterien befallen. Diese Viren dringen in die Bakterienzelle ein und vermehren sich dort. Durch Lyse platzen die Zellen auf und die Viren können aus dem sogenannten Wirt austreten. Das Bakterium stirbt dabei ab. Die freigesetzten Bakteriophagen können nun weitere Bakterien infizieren und der Zyklus beginnt erneut. Wenn Phagen das Bakterium Escherichia coli befallen, werden sie als Coliphagen bezeichnet.
Coliphagen sind humanpathogenen Viren strukturell sehr ähnlich. Deshalb gelten sie als Indikator für fäkale Verunreinigungen und können ein Hinweis auf weitere potentielle Krankheitserreger sein. Rohwasser, welches aus Oberflächenwasser gewonnen wird, wird auf Coliphagen getestet, um den Zustand des Wassers und die Filterleistung der Anlagen zu beurteilen.
Im Labor wird dafür ein vorbereiteter Bakterienrasen mit dem zu testenden Wasser beimpft. Sind Phagen vorhanden, bilden sich „Löcher“ in dem Bewuchs, die sogenannten Plaques. Im Rohwasser gilt laut Trinkwasserverordnung ein Referenzwert von 50 plaque-bildenden Einheiten (PFU) in 100 ml.